17 Rotbuche, Gemeine Buche

Fagus sylvatica

Fotos: BM

Ordnung: Buchenartige

Familie: Buchengewächse
Unterfamilie: Fagoideae
Gattung: Buchen
Art: Rot-Buche

(Linné)

 

Heimat: Europa

Höhe: 40 m

Blüte: April bis Mai

Frucht: September bis Oktober

Baum des Jahres 1990 und 2022


 Namengebend ist das rötliche Holz, sylvaticus (Iat.) = im Walde wachsend.

 

Die Rotbuche besitzt eine dichte Krone. Ältere Buchenwälder haben einen starken Kronenschluss, so dass die Bodenschicht nur wenig Licht erhält (bei Sonnenschein 3 bis 4 % des Außenlichtes). Die Strauch- und Krautschicht ist deshalb meist dürftig entwickelt oder fehlend (Bietigheimer Forst, Rotenacker Wald). Die Rotbuche ist der dominierende Baum der mittleren und höheren Lagen Mitteleuropas. Sie steigt bis 1.600 m auf.

 

Die Blüten sind einhäusig, getrennt geschlechtige, kugelige Kätzchen an Iangen, beweglichen Stielen. Männliche Einzelblüten haben nur eine einfache Hülle und Staubblätter (Lupe). Weibliche Blüten befinden sich zu zweit an kurzem Stenge! und sind von einer vierteiligen, borstigen Hülle umgeben, die später zum Fruchtbecher wird. Sie bestehen aus einem dreikantigen Fruchtknoten mit drei gefiederten Narben und einer einfachen Hülle (Lupe). Der Becher springt bei Reife mit vier Kloppen auf, so dass dreikantige Bucheckern herausfallen können.

 

Die Giftigkeit der Bucheckern ist unterschiedlich. Es sollten nicht zu viele Samen gegessen werden. Das gereinigte Öl ist ungiftig, es hat 40% Fettgehalt. 1 kg Bucheckern liefert 500 ml Öl. Das gute Speiseöl hat in Notzeiten immer eine Rolle gespielt, z. B. im Hungerjahr 1946. Es gab glücklicherweise ein Mastjahr, was nur alle fünf bis zehn Jahre vorkommt. Die Früchte werden von Eichhörnchen und Eichelhähern gesammelt.

 

Im Mittelalter gehörten Buchen zu den "fruchtbaren Bäumen". Der botanische Name "Fagus" leitet sich von dem griechischen Wort für Essen ab. Die Dorfhirten trieben Schweine zur Bucheckernmast in den Wald. Lonicerus schrieb 1679 in seinem Kräuterbuch "Die Schweine haben sonderlich Lust zu diesen Buchnusslein und wird das Fleisch Wohlgeschmack und lieblich davon. Wie wohl der Speck der von den Buchackern gemasteten Schweinen nicht so fein und hart ist, wie von Eicheln".

 

ln der germanischen Mythologie wurde die Buche als Gottheit hoch verehrt. ln ihrer kultischen Schrift ritzten die Germanen ihre Runen genannten Zeichen in einer bestimmten Reihenfolge in kleine Buchenstäbchen. Diesen Buchenstäbchen wurde eine heilende, schützende Kraft nachgesagt. Ein aus Buchenstäbchen geformtes Orakel wurde vor wichtigen Entscheidungen befragt. Zunächst rief man die Götter an und warf die Stäbchen auf den Boden. Aus der Lage der Stäbchen ergab sich dann der Orakelspruch. Der Begriff "Buchstabe" leitet sich von Buchenstäbchen ab.

 

Das Buchenholz wird zur Herstellung von Möbeln, Werkzeugen und Sperrholz verwendet. Es hatte früher große Bedeutung als Brennholz und bei der Gewinnung von Holzkohle. Aus dem Holz kann man durch trockene Destillation (Erhitzen) Buchenholzteer gewinnen, der heute noch gelegentlich gegen Hauterkrankungen verwendet wird. Zahlreiche Schmetterlingsraupen fressen das Buchenlaub: Ahorneule, Birkenspanner, Gelber Buchenspanner u. a. Die Rotbuche ist Äsungsgehölz für das Rehwild und Frühtrachtpflanze für Bienen, die reichlich Pollen finden. Sie ist ein wichtiges Vogelnährgehölz: 26 Vogelarten werden genannt. Buntspechte bauen ihre Höhlen vorzugsweise in Rotbuchen.

 

Neben der Blutbuche gibt es eine Reihe anderer Mutanten, z. B. eine Form mit goldgelben Blüten, eine mit runden Blättern und geschlitztblättrige Formen.